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Von: Thorsten Walch
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Einer der abgedrehtesten Science-Fiction-Heuler der 80er-Jahre ist nun auch im Streaming-Angebot von Amazon Prime Video zu erleben beziehungsweise zu rewatchen. Ein Universalgelehrter und seine Rockband-Kampftruppe bekämpfen darin - böse Aliens.
Dr. Buckaroo Banzai (Peter Weller, später zu sehen als „Robocop“) ist alles Mögliche in Personalunion. Gefragter spezialisierter Neurochirurg, Physiker, Testpilot, Kampfkünstler, Comicheld und ach ja, Rockstar ist er als Bandleader der Hong Kong Cavaliers auch noch.
Nachdem er einem Patienten zusammen mit seinem Arztkollegen und Bandkumpel Dr. Sidney Zweibel, genannt New Jersey (Jeff Goldblum, „Jurassic Park“) das Leben gerettet hat, schreitet er zu seiner nächsten Großtat. Auf einem geheimen Testgelände erprobt er den von ihm gemeinsam mit seinem Mentor Professor Hikita (Robert Ito, „Quincy“) weiterentwickelten Oszillations-Overthruster, der mit einem superschnellen Jet-Auto verkoppelt wird. Mittels des Gerätes soll das Durchdringen fester Materie ermöglicht werden. Das Experiment gelingt und Buckaroo fährt mitten durch einen Berg hindurch. Dabei allerdings bringt er eine außerirdische Lebensform mit in unsere Dimension.
Wie schon gesagt hat er den Osziallations-Overthruster jedoch lediglich verfeinert. Ursprünglich erfunden wurde er vom mittlerweile durchgedrehten und in einer entsprechenden Einrichtung lebenden Dr. Emilio Lizardo (John Lithgow, Dexter).
Bereits 1938 hatte dieser zusammen mit dem damaligen Doktor Hikita einen Prototyp konstruiert und getestet, ehe er ausreichend erprobt gewesen war. Bei dem Versuch blieb Lizardo damals zwischen den Dimensionen stecken, wo er von feindseligen Aliens angegriffen wurde. Dies bedingte seine drastische Wesensänderung. Als Lizardo von Banzais Durchbruch erfährt, tötet er einen Wärter in seiner Wohneinrichtung und macht sich auf die Suche nach dem Helden.
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Derweil treten die gefeierten Hong Kong Cavaliers, neben Buckaroo und New Jersey bestehend aus den ebenfalls allesamt multitalentierten Bandmitgliedern Rawhide (Clancy Brown, „Highlander“), Reno Nevada (Pepe Serna, „Scarface“), Perfect Tommy (Lewis Smith, „Die letzten Amerikaner“) und Pinky Carruthers (der vorwiegend als Musiker bekannte Billy Vera, zu sehen im Film „Blind Date“) in einem Nachtclub auf.
Dort sorgt der als Mordanschlag auf die Band missinterpretierte Suizidversuch der jungen Penny Priddy (Ellen Barkin, „Sea of Love“) für Furore. Buckaroo, der die vermeintliche Attentäterin im Gefängnis besucht findet heraus, dass es sich bei ihr um die verschollene Zwillingsschwester seiner verstorbenen Frau Peggy handelt und holt sie aus dem Knast.
Ab dann geht alles Schlag auf Schlag. Die bösen Red Lectroids aus der 8. Dimension, deren Anführer Lord John Whorfin damals vom Geist Dr. Lizardos Besitz ergriffen hat, was dessen Wandlung bedingt, entführen während einer Pressekonferenz Professor Hikita. Hilfe erhalten Buckaroo und seine Getreuen von den freundlichen Black Lectroids von ebenfalls dort, deren Anführer(in?) John Emdall (Rosalind Cash, „Der Omega-Mann“) ihm ihren Helfer John Parker (Carl Lumbly, Alias) entsendet.
Dr. Lizardo beziehungsweise Lord John Whorfin wiederum erhält Unterstützung von John Bigbooté (Christopher Lloyd, „Zurück in die Zukunft“) und es treten noch weitere Johns auf. Und dann geht es so richtig los im uralten Kampf Gut gegen Böse, in dem auch die Radioaufführung von „Krieg der Welten“ durch Orson Welles im Jahr 1938 eine wichtige Rolle spielte. Jedenfalls so in etwa und von ungefähr.
Ganz egal, wo ihr hingeht, da seid ihr dann
Soweit also zur Handlung des Films „Buckaroo Banzai: Die 8. Dimension“, im Original „The Adventures of Buckaroo Banzai Across the 8th Dimension“ aus dem Jahr 1984, wenngleich immer wieder einmal (nicht ganz zu Unrecht) zu lesen ist, die Handlung könne man nicht beschreiben. Dazu ist das ganze Szenario einfach entschieden zu wirr, zu grell und zu schräg, und das Overacting der Darsteller gibt alledem noch eine Schippe drauf.
Kurz gesagt, wer ernsthafte Science-Fiction im Stil von „2001: Odyssee im Weltraum“ bevorzugt, der dürfte mit „Buckaroo Banzai“ nicht glücklich werden. Aber auch der durchschnittliche Comedy-Fan hat wahrscheinlich seine liebe Not, mit dem Streifen warm zu werden. Für wen also ist er denn nun geeignet und gedacht?
Ganz einfach oder ziemlich kompliziert, je nach Sichtweise. „Buckaroo Banzai: Die 8. Dimension“ richtet sich an Leute mit einem ganz speziellen Humor. In erster Linie versteht sich der hier und da ziemlich edeltrashig wirkende Streifen (obwohl sein 17-Millionen-Dollar-Budget durchaus weit über der Billigfilmgrenze lag) als Parodie auf die zahlreichen damaligen Helden aus der Fantastik und darüber hinaus. Angefangen natürlich bei damaligen Abräumern wie „Star Wars“ und „Indiana Jones“ über „Mad Max“ und natürlich auch literarisch bekannte Figuren wie „Flash Gordon“.
Wer hats erfunden?
Regisseur W.D. Richter inszenierte sieben Jahre danach mit „Eine zeitlose Liebe“ - ebenfalls eine ungewöhnliche Science-Fiction-Geschichte - nur noch einen weiteren Film. Ansonsten nämlich war er ein bekannter Drehbuchautor und hatte die Scripts zu Klassikern wie „Die Körperfresser kommen“ oder der 1979er-Version von „Dracula“ geschrieben. Das Drehbuch zu „Buckaroo Banzai“ stammte jedoch vom Autoren Earl Mac Rauch (der auch einen überaus ungewöhnlichen Roman zum Film schrieb).
Produziert wurde das wilde Abenteuer schließlich von Sherwood Productions und ging anschließend in den Verleih durch 20th Century Fox; wenig erfolgreich, wie man sich denken kann. Dem Budget stand letztlich ein mageres Einspielergebnis von lediglich 6,3 Millionen Dollar gegenüber. Allerdings wurde der Film, wie so viele andere kommerziell eher weniger erfolgreiche Streifen aus seiner Zeit, zum Kultfilm und hat sich diesen Status bis heute bewahrt.
Ausgeflipptes Filmvergnügen
Eine ernsthafte Konkurrenz für die bereits genannten modernen Kino-Heldenepen dürfte mit dem flapsigen Streifen jedenfalls definitiv nicht beabsichtigt gewesen sein. Die Abenteuer des Buckaroo Banzai kann man auch auf den zweiten und dritten Blick nicht ernst nehmen. Aber das soll man auch gar nicht. Gewissermaßen ist der Streifen so etwas wie eine Art Vorläufer von „Zurück in die Zukunft“ oder auch „Bill & Teds verrückte Reise durch die Zeit“. Allerdings einer mit vollkommen anders gelagerten Schwerpunkten.
Unvergessen bleiben für seine Fans neben dem Tempo und dem skurrilen Design sein ungeheurer Ideen- und auch Zitatenreichtum. Letzterer fand in Teilen Eingang in die allgemeine Pop-Kultur (beispielsweise die Aussage, dass Zeit nur deshalb existiert, weil schließlich nicht alles gleichzeitig passieren kann; einfachste Logik ist die beste, wie eine andere berühmte Science-Fiction-Figur einmal sagte).
Die am Ende angekündigte Fortsetzung des Films kam infolge der schwachen Einspielergebnisse freilich niemals zustande. Vor allem die Gerüchte, John Carpenters Film „Big Trouble in Little China“ basiere auf dem Entwurf dieser Fortsetzung, sind schlicht Tinnef.
Wer sich „Buckaroo Banzai: Die 8. Dimension“ ansehen möchte, sollte sich darüber im Klaren sein, was ihm bevorsteht: Die volle Dröhnung witziger und aberwitziger Ideen eingebettet in eine nur schwer nachvollziehbare Handlung voll von wildem, absolut ober-geekigem Gehampel. Wenn man mit dieser Prämisse einverstanden ist, dann steht einem überaus vergnüglichen Filmabend nichts mehr im Wege. Von uns jedenfalls gibt es dafür volle fünf von fünf Oszillations-Overthrustern.
„Buckaroo Banzai: Die 8. Dimension“ kann seit dem 1. Mai im inklusiven Streamingangebot von Amazon Prime Video angeschaut werden.
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